Digitalisierung spart Zeit beim Fahrzeug einlösen

«E-Government» verringert Zeit- und Energiekosten bei Garagisten und Motorfahrzeugkontrollen.

Neue digitale Lösungen sollen den Garagisten und den Motorfahrzeugkontrollen das Leben vereinfachen, Zeitersparnisse bringen und unnötige Fahrten verhindern. Momentan tut sich in der Automobilbranche in Sachen «E-Government» einiges. So läuft beispielsweise in den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft ein Pilotprojekt bezüglich Fahrzeugneuzulassung.

Fahrzeuge immatrikulieren und Kennzeichen herausgeben: In den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft sollen Garagenbetriebe künftig diese Aufgaben von der Motorfahrzeugkontrolle (MFK) übernehmen können. Seit Ende August läuft ein schweizweit wegweisendes Pilotprojekt mit einem von der MFK Basel-Stadt (BS) neu entwickelten E-Tool. Nutzerin ist die Asag-Garage im Dreispitz.

Der Pilotbetrieb übermittelt die zur Einlösung notwendigen Daten über das E-Tool an die MFK BS, die dann ebenfalls online prüft, ob das Fahrzeug und der Halter alle gesetzlichen Voraussetzungen erfüllen. Ist dies der Fall, bekommt der Halter von der Asag den provisorischen Fahrzeugausweis und die Kontrollschilder. Die Garage lagert zu diesem Zweck rund 40 Autonummern sicher verwahrt in ihrem Safe. Zwei Arbeitstage später findet der Kunde seinen definitiven Fahrzeugausweis in seinem Briefkasten. Momentan wird das E-Tool auf den Fahrzeugwechsel ausgeweitet, der in der Praxis deutlich häufiger vorkommt als Neueinlösungen. Dies soll ab 2019 möglich sein. Auch sollen weitere Garagen am Pilotprojekt teilnehmen können.

Die Vorteile für eine digitale Lösung liegen auf der Hand: Die Garagisten sparen sich damit den heute notwendigen Gang zur MFK. Dadurch fallen viele unnötige Fahrzeugkilometer weg, die für den Garagisten auch mit einem Kosten- und Zeitaufwand verbunden sind. Der Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS) beobachtet den regionalen Pilotversuch, der auf einem Vorstoss der AGVS-Sektion beider Basel beruht, daher mit grossem Interesse. «Garagisten verlieren täglich viel Zeit auf den Strassenverkehrsämtern», sagt Markus Aegerter von der AGVS-Geschäftsleitung. «Dies oft auch mit Arbeiten, die sich elektronisch vom Schreibtisch aus erledigen liessen, wenn die Digitalisierung in den Kantonen dies denn zulassen würde.»

Digitaler Fahrzeuglebenslauf schafft Vertrauen
Auch auf eidgenössischer Ebene wurden die Chancen einer digitalen Lösung erkannt. So reichte SVP-Nationalrat Franz Grüter Mitte September die Motion «Digitaler Fahrzeug- und Führerausweis» ein, die von 39 Parlamentariern mitunterzeichnet wurde. Sie ist derzeit noch hängig. Grüter erhofft sich von der digitalen Lösung eine Erleichterung für den Garagisten, den Automobilisten und die Behörden. Denn dank digitalem Ausweis könnten beispielsweise Informationen und Daten von Fahrzeuglenkern und Behörden in Echtzeit bearbeitet werden. Auch würde die Lösung behördliche Arbeit wie Mutationen oder Berechtigungen unterstützen.

Das Software-Unternehmen AdNovum arbeitet derzeit zusammen mit der Universität Zürich, der Hochschule Luzern, Amag, Axa, Mobility und dem Strassenverkehrsamt Aargau an einem elektronischen Lebenslauf für Fahrzeuge. Die eidgenössische Kommission für Technologie und Innovation (KTI) unterstützt das Konsortium dabei finanziell. Gemeinsam entwickeln sie ein digitales Dossier auf Blockchain-Basis, in dem alle relevanten Informationen über den gesamten Lebenszyklus des Fahrzeugs nachvollziehbar sowie sicher abgelegt werden können. Das «Cardossier» erfasst den kompletten Lebensweg des Autos ab dem Moment, wenn es aus der Fabrik rollt. Die Daten werden dabei von den verschiedenen Anspruchsgruppen wie Fahrzeughersteller, Importeure, Versicherungen oder Strassenverkehrsämter eingegeben und genutzt. Dank der Blockchain-Technologie ist Betrug nicht mehr möglich. Kurz: Das «Cardossier» schafft Vertrauen. Das Projekt läuft offiziell noch bis Mitte 2019. Bis dann müssen die Entwickler zeigen, ob ihr Ansatz sowohl bezüglich Datenschutz als auch technologisch funktioniert.

www.agvs-upsa.ch