Ein Mehrwert für Basel

Klybeckareal in der Nacht.

Das Klybeckareal, jahrzehntelang Produktionsort der chemischen Industrie, schaut einer neuen Zukunft als vielfältiges Stadtquartier entgegen. Für die nächsten Planungsschritte stellen die drei Planungspartner Central real estate Basel AG, Swiss life – als neue Grundeigentümerinnen der ehemaligen Areale von Novartis und BASF im Klybeck – sowie der Kanton Basel-Stadt nun die «Vision Klybeckplus: Ein Mehrwert für Basel» vor.

Gleichzeitig startet die städtebauliche Planung, welche diese Leitideen konkretisiert. Die Vision wurde in Zusammenarbeit mit den Zukunftsforscherinnen von «kühne wicki»
erarbeitet. Die Vision nimmt auch Wünsche und Anliegen auf, die in der öffentlichen Beteiligung in Planungsphase 1 geäussert worden sind. Das Klybeckareal hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Vier prägende Charakteristika ziehen sich durch die Vergangenheit: Das Areal als Reserveland, das grosses Denken ermöglicht, die Kraft von Experimenten im Labor, der Ort des produktiven Schaffens und neue Wirklichkeiten, die nach sozialer Innovation verlangen. Diese bisherigen Kernthemen sollen nun auch das Fundament für die weitere Entwicklung des Areals bilden.

Bereits 2017 formulierte Beat Aeberhard, Kantonsbaumeister und Leiter S & A, im Interview mit dem «Geschäftsführer», wie man sich das neue Stadtquartier vorstellen könnte: «Rund 300’000 m², das sind mehr als 40 Fussballfelder, oder ca. 285’000 m² Werkareal plus angrenzende Grünflächen, Freiräume und Strassen können als eine grosse, zusammenhängende, bisher abgeschlossene Fläche entwickelt werden. Daraus soll ein lebendiges Quartier wachsen – mit allen entsprechenden Angeboten, öffentlichen Einrichtungen und der Verkehrserschliessung, die es dazu braucht. Die Basler Bevölkerung profitiert von zusätzlichen Wohnungen, neuen Arbeitsplätzen – zum Beispiel für das Gewerbe oder den Detailhandel – von Einkaufsmöglichen, Freizeitangeboten und öffentlichen Grün- und Freiflächen.»

Vier Stossrichtungen
Unter Einbezug von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Megatrends sowie der Ergebnisse und Impulse aus Planungsphase 1 haben die Planungspartner nun vier Stossrichtungen formuliert: § Mehr Mut zu grossem Denken. klybeckplus ist gross und bietet Raum für grosses, wegweisendes Denken. Die Fläche lädt ein, über bestehende Grenzen hinauszublicken und festgefahrene Muster zu hinterfragen. Baulich und räumlich, sozial und wirtschaftlich, im Zusammenspiel von Lebensbereichen und Nutzungen.
– Mehr Experimentierfreude. klybeckplus sucht spielerisch und lustvoll nach neuen Lösungen, dort wo die Stadt der Zukunft vor beispiellosen Herausforderungen steht: Klima, Bebauung und Energie, Mobilität und Freiraum. Neue Aufgaben verlangen nach aktivem
Ausprobieren und Dazulernen.
– Mehr Produktionsstätten für die Zukunft. klybeckplus denkt in lokalen Kreisläufen. Hier lebt der schöpferische Geist, hier wird erschaffen und wiederverwendet – dank einem nachhaltigen, sauberen Ineinandergreifen von Entwicklung, Produktion und Nutzung.
– Mehr soziale Innovation. klybeckplus ebnet den Weg für eine Durch- statt Entmischung, für ein Mit- statt Nebeneinander, für neue Formen des Zusammenlebens und der Nachbarschaft. Verschiedene Wohnformen und verbindende Frei- und Zwischenräume schaffen Gemeinschaft.

Impulse setzten und die Vision erlebbar machen
klybeckplus ist ein Generationenprojekt. Die Vision bildet einen Orientierungspunkt für den Dialog unter den Beteiligten und Interessierten wie auch für die städtebaulichen Planungsarbeiten. Um die Entwicklung sichtund greifbar zu machen, werden die Planungspartner in Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren in den nächsten Monaten Initialprojekte und -prozesse anstossen, die den Ort und die Vision schrittweise mit Leben füllen

Ausblick auf Planungsphase 2
Mit dem Vorstellen der Vision haben die Planungspartner Planungsphase 2 von klybeckplus beziehungsweise die Erarbeitung eines städtebaulichen Leitbilds und eines städtebaulichen Vertrags eingeläutet. In dieser Phase spielt die fachübergreifende Zusammenarbeit eine zentrale Rolle. Für die Leitbildentwicklung haben sie ein interdisziplinäres Planungsteam zusammengeführt, welches aus Diener & Diener Architekten aus Basel, Vogt Landschaftsarchitekten aus Zürich und Gruner Verkehrsplaner aus Basel besteht. Ein Begleitgremium unter Leitung und Moderation von Rainer Klostermann (Feddersen & Klostermann) unterstützt das Planungsteam zusammen mit Vertretern der kantonalen Fachstellen. Die Arbeiten wurden im August 2020 aufgenommen und dauern ungefähr bis Mitte 2021. Anschliessend wird der städtebauliche Vertrag ausgearbeitet, der die weitere Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Hand und den privaten Grundeigentümerinnen regelt und gegenseitige Rechte und Pflichten definiert.

Mitwirkung der Öffentlichkeit und von Bevölkerungsgruppen
Wie in den bisherigen Planungsschritten wird die Bevölkerung auch in Planungsphase 2 eingebunden. Nach einer im Herbst 2020 stattfindenden öffentlichen, virtuellen Infoveranstaltung wird es zwei analoge Dialoggefässe in kleinerer Runde geben. Hierzu sollen auch Vertreterinnen und Vertreter von Interessengruppen eingeladen werden, die
bisher im Projekt noch wenig zu Wort gekommen sind. Dies betrifft zum Beispiel die Jugendlichen, also jene Generation, die im zukünftigen Stadtteil leben und arbeiten wird. Ebenfalls noch vor Abschluss der Leitbildentwicklung sind weitere öffentliche Massnahmen vorgesehen wie zum Beispiel eine analoge Beteiligungsveranstaltung und eine analoge Informationsveranstaltung.

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