Grosspeter Tower – Green Building mit Zero-Emission

Interview mit Samuel Schultze | Titelbild: Adriano Biondo

Mit dem in Kürze fertiggestellten Grosspeter Tower hat das Basler Architektur- und Generalplanerunternehmen Burckhardt+Partner eines der markantesten Gebäude der Stadt realisiert. Vor allem aber werden mit dem Grosspeter Tower europaweit neue und richtungsweisende Standards in puncto Architektur und Fotovoltaik sowie ökologischer Nachhaltigkeit mit Zero-Emissions-Betrieb gesetzt.

Das im Auftrag von PSP Swiss Property mit einem Investitionsvolumen von CHF 120 Mio. entstandene Hochhaus am südöstlichen Eingang von Basel unmittelbar beim Autobahnanschluss

A2/A3 macht den Grosspeter Tower zum Basler Wahrzeichen mit Signalcharakter. Mit 22 Stockwerken ist der Grosspeter Tower 78 Meter hoch und bietet auf 18 000 m2 Platz für Gewerbe und Büros. 5500 m2 Mietfläche im Hotel im Sockelbereich vom ersten bis zum fünften Obergeschoss des Gebäudes werden vom Dreisternhotel «Ibis Styles», das bereits im März 2017 zur Baselworld eröffnet worden ist, genutzt. Zum Gebäudekomplex gehört auch eine Einstellhalle mit 153 Parkplätzen.

Die Burckhardt+Partner AG ist das grösste Schweizer Schweizer Architektur- und Generalplanungs-büro mit verschiedenen Tochterfirmen und Standorten in Zürich, Bern, Lausanne, Genf und Grenzach. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Basel beschäftigt 360 Mitarbeitende und erwirtschaftete 2016 einen Umsatz von 92.9 Mio. Franken. Hinsichtlich sozialer Verantwortung gilt die Burckhardt+Partner AG als Pionier, der die Ganzjahresarbeitszeit sowie ein Modell für eine vorzeitige Pensionierung eingeführt hat. 58 leitende Mitarbeitende als Partner, Associate Partner und Associates teilen die Verantwortung und sind als Aktionäre am wirtschaftlichen Erfolg beteiligt. Die Partner bilden die Geschäftsleitung.

Zahlreiche aktuelle Grossprojekte – neben dem Grosspeter Tower – dokumentieren, weshalb sich die 1951 gegründete und 1981 in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Burckhardt+Partner AG als führendes Unternehmen seiner Branche in der Schweiz etabliert hat: So entstehen in Ebikon (LU) mit der «Mall of Switzerland» eines der grössten Einkaufszentren der Schweiz und in Gümligen (BE) der Neubau der International School of Berne. Abgeschlossen werden 2018 der Neubau der Schweizer Botschaft in Seoul, Südkorea, der Neu- und Umbau der Rehaklinik in Bellikon (AG) oder der Neubau der Wohnüberbauung Areal Hübeli in Aesch (BL). Fertig werden 2022 Neubau, Umbau und Sanierung des Spitalzentrums Oberwallis in Brig (VS), und ebenfalls beendet wird im Jahr 2023 die Sanierung und Erweiterung des Palais des Nations in Genf, ein Auftrag, den die Burckhardt+Partner AG im Rahmen eines internationalen Architekturwettbewerbs im Jahr 2014 gemeinsam mit Skidmore, Owings and Merrill (SOM) erhielt. SOM ist übrigens weltweit eines der grössten Architekturbüros, welches zum Beispiel den Burj Khalifa, das derzeit höchste Gebäude der Welt, das One World Trade Center oder den Jin Mao Tower entworfen hat.

Im Interview mit dem GESCHÄFTSFÜHRER erläutert Samuel Schultze, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Burckhardt+Partner AG, wie das Unternehmen bei Planung und Realisation des Grosspeter Tower technologisches, aber auch architektonisches Neuland betreten hat.

GESCHÄFTSFÜHRER: Wann ist der Grosspeter Tower endgültig bezugsbereit?
Samuel Schultze: Die Aussenhülle des Gebäudes ist fertiggestellt und das Hotel «Ibis Styles» im Sockelbereich mit seinen 186 Zimmern schon seit März geöffnet. Zurzeit läuft der Innenausbau für die spezifischen Mieterbedürfnisse auf vollen Touren. Dieser Ausbau sollte Anfang 2018 ebenfalls abgeschlossen und der Grosspeter Tower vollständig bezugsbereit sein. Sehr zufrieden stellt mich die Tatsache, dass Burckhardt+Partner sämtliche Vorgaben und Termine einhalten konnte.

Was waren die besonderen Herausforderungen, welche Sie bei Planung und Bau berücksichtigen mussten?
Die Vorgaben der Bauherrschaft PSP Swiss Property waren in verschiedener Hinsicht – sowohl architektonisch als auch technologisch und vor allem in Bezug auf ökologische Nachhaltigkeit – sehr anspruchsvoll. So galt es zum einen – neben dem «core and shell»-Grundausbau –, auf unterschiedlich grossen Flächen im 22-geschossigen Gebäude massgeschneiderte Bürokonzepte für den Mieterausbau zu ermöglichen. Zum anderen waren die Vorgaben bezüglich Nachhaltigkeit in Verbindung mit der Architektur für uns als Architekten und Generalplaner sowie für die mit der Ausführung beauftragte Dietziker Projektmanagement AG der Anreiz, neue und innovative Lösungen zu entwickeln. Konkret sollten wir ein architektonisch hochwertiges «Green Building» mit Zero-Emission errichten, welches seinen Strombedarf grösstenteils selbst produzieren soll, was uns so – erst- und einmalig in Europa – auch gelungen ist.

Was ist denn das Einmalige am Grosspeter Tower?
Die Fassade des Grosspeter Tower besteht zur Hälfte aus Fenstern, zur Hälfte aus einer total 6000 Quadratmeter grossen Fotovoltaikanlage, deren Struktur sich an die Architektur anpasst und welche rund 260 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr produziert. Damit – inklusive zusätzlicher Solarzellen auf dem Dach – werden ein Grossteil des Grundstrombedarfs des Gebäudes gedeckt und 240 Tonnen CO2 eingespart, was in dieser Grösse in Europa einmalig ist. Das Revolutionäre am Grosspeter Tower ist – aus architektonischer Sicht –, dass dies das erste Gebäude in Europa ist, bei dem die Fotovoltaik der Architektur angepasst wurde und nicht umgekehrt. Diese von uns entwickelte Lösung eröffnet uns als Architekten sowie zukünftigen Projekten ungeahnte Möglichkeiten.

Beim Bau des Grosspeter Tower hat man aber nicht ausschliesslich in die Höhe «gen» Himmel gearbeitet?
Das ist richtig. Der Grosspeter Tower produziert die Wärme, um im Winter zu heizen, mithilfe eines Erdsondenfeldes, welches aus 52 Sonden besteht und die Wärme aus 250 Metern Tiefe aus dem Boden holt. Dafür haben wir mit über 50 Bohrungen 14 Kilometer in die Tiefe gebohrt, was der Länge des Lötschbergtunnels entspricht. Insgesamt können wir so die Heizkosten minimieren. Im Sommer wird die Wärmepumpe mit derselben geothermischen Energie versorgt, und damit kann das Gebäude auch gekühlt werden.

www.burckhardtpartner.com