Unseren Raum ökonomisch nachhaltig entwickeln

von Dr. Sebastian Deininger

Haben Sie manchmal auch das Gefühl, halb Basel befindet sich derzeit im Umbruch, wird derzeit transformiert? Nun, rechnen wir die grossen Transformationsareale der Stadt Basel zusammen, ergibt das ungefähr 220 Hektar Fläche, die derzeit entwickelt wird. Das entspricht rund 8.3 Prozent der kantonalen und sogar 10.6 Prozent der städtischen Siedlungsfläche Basels. Und auch im Kanton Basel-Landschaft sind mit dem Bachgrabenareal, Uptown Basel und dem Entwicklungsgebiet Salina Raurica grosse Entwicklungen im Gange. Zwar gibt es zahlreiche Erfolgsgeschichten, die Raumentwicklung ist aber auch mit grossen Herausforderungen konfrontiert.

So gewinnt etwa die Nachhaltigkeit – ein gesellschaftlicher Megatrend – auch in der Raumentwicklung zunehmend an Bedeutung. Areale sollen sozialverträglich – Stichwort günstiger Wohnraum – entwickelt und Gebäude ökologisch – Stichwort CO2-Neutralität – gebaut werden. Diese wichtigen Anliegen werden schon heute durch vielversprechende Lösungsansätze umgesetzt oder in der Fachwelt diskutiert. Doch was ist eigentlich mit der ökonomischen Nachhaltigkeit? Raumentwicklung muss sich auch an die sich stetig wandelnden Anforderungen der Unternehmen anpassen, Trends aufnehmen und diese bestenfalls verstärken. Die Notwendigkeit dazu zeigt der wirtschaftliche Strukturwandel der Schweiz, wie ihn Dr. Christian Rutzer und Prof. Rolf Weder in ihrem von der Handelskammer beider Basel unterstützten Forschungsprojekt «De-Industrialisierung der Schweiz?» beschreiben. So verliert die Low-und Mid-Tech-Industrie in der Schweiz tatsächlich seit Jahren kontinuierlich an Bedeutung, während High-Tech-Unternehmen ihre Wertschöpfung beständig erhöhen. Was heisst das für die Raumplanung? Die Zeit der rauchenden Kamine neigt sich ihrem Ende zu. Dafür spielen andere Faktoren wie die Möglichkeit zur Digitalisierung von Industrieprozessen eine zentrale Rolle. Dadurch verändern sich auch die Anforderungen der Unternehmen an ihre Flächen und Umgebungen.

Möglicherweise entschärft die Transformation der produzierenden Industrie auch potenzielle Konflikte mit anderen Nutzungen wie etwa Wohnen und Freizeit langfristig – ein Beitrag an die soziale Nachhaltigkeit. Doch dafür müssen wir solche Trends aufnehmen und sie idealerweise mit klugen Planungen verstärken. In diesem Fall könnte die Raumentwicklung gar als Katalysator des wirtschaftlichen
Strukturwandels wirken.

Über eine Anpassung der Rahmenbedingungen müssen wir heute diskutieren, damit wir als Volkswirtschaft auch künftig erfolgreich bleiben können. Dazu müssen wir verstehen, welche Standortfaktoren durch den wirtschaftlichen Strukturwandel künftig an Bedeutung gewinnen oder verlieren. Einleuchtend ist, dass die Verfügbarkeit von Fachkräften oder einer leistungsfähigen ICT-Infrastruktur noch wichtiger werden. Doch wie sieht es mit der steuerlichen Wettbewerbsfähigkeit
unseres Standorts oder dem Platzbedarf der Unternehmen von morgen aus? Diese komplexen Fragen müssen beantwortet werden, damit wir unseren Raum ökonomisch nachhaltig entwickeln können.

Dr. Sebastian Deininger
Leiter Verkehr, Raumplanung, Energie und Umwelt
Handelskammer beider Basel
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