Verantwortungsvolles Immobilienmanagement

Interview mit Matthias Henny und Dieter Kräuchi

Dieter Kräuchi, Leiter Immobilien der Baloise und Matthias Henny, CIO der Baloise Group und Leiter des Konzernbereichs Asset Management. (v. l.)

Die Baloise Asset Management bietet umfassende Dienstleistungen im Immobilienbereich für institutionelle Anleger, wie zum Beispiel den Immobilienfonds Baloise Swiss Property Fund. Insitutionelle Drittkunden profitieren von den Kompetenzen der Baloise als Asset Manager in der Verwaltung von Vermögensanlagen. Insgesamt hat das Baloise-Immobilienportfolio aktuell einen Wert von rund 8.5 Milliarden Franken. Baloise Asset Management verwaltet alles in allem rund 60 Milliarden Franken.

I m Jahr 2016 wurde nach einer strategischen Neuausrichtung die Baloise Immobilien Management AG mit ihren Dienstleistungen entlang der Immobilien-Wertschöpfungskette aus einer Hand gegründet. Diese wurde 2020 fusioniert mit der Baloise Asset Management, der Vermögensverwalterin der Baloise Group, welche mit ihren rund 160 Mitarbeitenden – darunter 80 Investment- Spezialisten – Privatanlegern, institutionellen Anlegern und Pensionskassen Anlagelösungen in den Bereichen Aktien, Obligationen, alternative Anlagen, Immobilien und Multi Assets anbietet. Aktuell verwaltet die Baloise Asset Management rund 60 Milliarden Franken.

Sie ist verantwortlich für das gesamte Schweizer Immobilienportfolio der Baloise Group und der Vorsorgestiftung der Basler Versicherung. Die Baloise ist eine der bedeutendsten institutionellen Immobilienbesitzerinnen in der Schweiz und verfügt aktuell über 14’000 Wohnungen in gegen 600 Liegenschaften, 1 350 Büro- und Gewerbelokale, 650  Ladenlokale und 19’000 Nebenobjekte. Das Immobilienmanagement umfasst teilweise auch die Bewirtschaftung der Liegenschaften. Für die Baloise sind an den drei Standorten in Basel, Zürich und Lausanne 70 Immobilien-Spezialisten tätig.

Die Baloise erarbeitet massgeschneidert Immobilien-Lösungen für institutionelle Drittkunden, wie zum Beispiel die 2018 erfolgte erstmalige Lancierung der Fondslösung Baloise Swiss Property Fund (BSPF) für qualifizierte Anleger. Sie ist in der Entwicklung und  der Erstellung von Neubauten sowie Sanierungen bei einem Bauvolumen von rund 150 Millionen Franken pro Jahr und dem Erwerb von Immobilien in Höhe von rund 300 Millionen Franken pro Jahr tätig.

Im Interview mit dem «Geschäftsführer geben Matthias Henny, CIO der Baloise Group, Mitglied der Konzernleitung sowie Leiter des Bereiches Asset Management, und Dieter Kräuchi, Leiter Immobilien der Baloise, Einblicke in den wachsenden Immobilienbereich der
Baloise Group.

Sie sprechen über die Verstärkung im Geschäft der Vermögensverwaltung für institutionelle Kunden, über den neuen Baloise Park, über die Beteiligung an städtebaulichen Grossprojekten wie auf dem Klybeck-Areal sowie über Nachhaltigkeit oder über den  Gesundheitsmarkt als Wachstumsbereich für Investitionen.

«Geschäftsführer»: Als Laie denkt man, eine Versicherungsgesellschaft versichert vor allem Schäden und Risiken, tatsächlich hat die Baloise ihr Betätigungsfeld schon seit Längerem enorm ausgeweitet – welche Überlegungen stecken hinter dem Entscheid, Ihre Dienstleistungen neu auch Dritten verfügbar zu machen?
Matthias Henny: Die Versicherungen haben schon immer die Gelder ihrer Kunden angelegt, aber der Branche ist eigentlich erst Ende der 1990er-Jahre bewusst geworden, welche Möglichkeiten das Anlagegeschäft bietet. Wir haben deshalb 2001 eine interne Vermögensgesellschaft aufgebaut und in den letzten beiden Jahrzehnten viel  diesbezügliches Know-how erarbeitet. 2017 haben wir dann entschieden, im Rahmen unserer Strategie «Simply Safe» unsere Erfahrung im Asset Management vermehrt Drittkunden anzubieten. Dadurch konnten unabhängig vom Versicherungsgeschäft zusätzliche Ertragsquellen erschlossen werden. Zudem galt es aufgrund der seit Jahren tiefen Zinsen, das Geschäft im Bereich der Lebensversicherung mit langjährigen Zinsversprechen weniger stark von der Zinsentwicklung abhängig zu machen.

Wie ist die Bilanz in diesem Drittkundengeschäft seit 2017?
Matthias Henny: Das Geschäft der Vermögensverwaltung für institutionelle Kunden hat sich sehr gut entwickelt. Seit 2017 registrieren wir einen Zufluss von rund drei Milliarden an Nettoneugeldern. Unsere Zielvorgabe ist es, für die nächste strategische Phase von 2022 bis 2025 insgesamt mindestens zehn Milliarden Franken zu generieren.

Welche Bedeutung spielt nun der Immobilienbereich in der Baloise Gruppe?
Dieter Kräuchi: Wir setzen auf Anlagekategorien mit hoher, stabiler Rendite. Dazu gehört zentral unter anderem der Immobilienbereich, der sich gut entwickelt und am Wachsen ist. Unsere Zielgruppen sind institutionelle Anleger, Pensionskassen, professionelle Anleger, aber auch KMU, welche im Zusammenhang mit der beruflichen Vorsorge in Immobilien investieren. Sie alle wollen nicht nur möglichst hohe und nachhaltige Ergebnisse, sondern auch langfristige Renditen. Wir registrieren übrigens ein grosses Bedürfnis von Schweizer Anlegern, im Ausland zu investieren. So haben wir zum Beispiel ein eigenes Team, welches sich um den Aufbau von Immobilienanlagen in Deutschland kümmert – einem Markt, den wir schon lange kennen.

Apropos Nachhaltigkeit – wie hält es die Baloise Asset Management diesbezüglich bei ihren Anlagen?
Matthias Henny: Die Baloise Gruppe war sich in ihrer langen Geschichte schon immer der Wichtigkeit und Notwendigkeit bewusst, Verantwortung zu übernehmen und ihr Handeln in den Dienst einer nachhaltigen Entwicklung zu stellen. Grundsätzlich werden für die Anlage von Versicherungsgeldern und für Drittkunden nachhaltige Kriterien integriert, wobei wir uns an der Baloise Responsible Investment Policy orientieren. Die Integration von ökologischen, sozialen und Governance (ESG)-Kriterien wirken sich schlussendlich positiv
auf das Rendite-Risiko-Profil aus. So wollen wir zum Beispiel nicht in Unternehmen investieren, welche mehr als 30 Prozent des Umsatzes im Kohlebereich erzielen oder aufgrund ihrer Geschäftsaktivitäten im Bereich kontroverser Waffen. Mir geht es nicht einfach nur um die Reduzierung von CO2, sondern generell um die Art und Weise, wie wir
investieren. Nachhaltige Entwicklung und das Versicherungs- und Finanzdienstleistungsgeschäft widersprechen sich nicht. Im Gegenteil: Sie haben wesentliche Gemeinsamkeiten, nämlich langfristiges Handeln und verantwortungsbewusster Umgang mit Risiken und Ressourcen. Zur Nachhaltigkeit gehören auch eine langfristige Sicherung der eigenen Geschäftstätigkeit und der damit verbundenen Jobsicherung für die Mitarbeitenden sowie die Mitarbeitenden dazu anzuhalten, die gesellschaftliche Transformation aktiv mitzugestalten. Wir sind aber auch bestrebt, unser Engagement im Bereich der Nachhaltigkeit gegenüber unseren Kunden und Aktionären zu stärken.

Dieter Kräuchi: Auch was diesbezüglich die Baloise Asset Management anbelangt, sind nachhaltige Immobilienanlagen und langfristige Renditen für uns als verantwortungsbewusster Investor eng miteinander verbunden. Zum Wohle unserer Versicherten und Investoren sichern wir mit verantwortungsvollem Immobilienmanagement
nachhaltig unsere Ertragskraft und verbessern die Werthaltigkeit unserer Immobilien. Bei allen unserer Umbauten und Sanierungen sind wir zur energetischen Optimierung bestrebt. Ein reduzierter Energieverbrauch bedeutet für unsere Mieterschaft tiefere Betriebskosten.
Unsere Investitionsentscheide vereinen finanzielle Ziele, Ökologie und gesellschaftliche Herausforderungen – so verwenden wir zum Beispiel keine Tropenhölzer. Bei Neubauprojekten streben wir eine Zertifizierung an.

Nachhaltigkeit war auch ein zentrales Thema bei der Erstellung des neuen Baloise Park, den die Baloise Asset Management als Bauherrin im Auftrag der Baloise Gruppe realisierte?
Dieter Kräuchi: Für uns wichtig war, dass der Baloise Park nachhaltig gebaut wird. Dabei sollten die drei Bereiche Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt gleichmässig berücksichtigt werden. Dabei orientierten wir uns an den Anforderungen des Standards Nachhaltiges
Bauen Schweiz (SNBS), das heisst: eine möglichst flexible Nutzung, gesunde Materialien und ein tiefer Energieverbrauch.

Matthias Henny: Ein nachhaltiges Bauprojekt muss die Bedürfnisse der Gesellschaft erfüllen und gleichzeitig wirtschaftlich sein. Aus unserer Sicht ergeben sich durch den Baloise Park weitere positive Aspekte: die zentrale Lage sowie die Nähe zum Bahnhof und zum Flughafen, die vorbildliche bauliche Verdichtung und der neu geschaffene Platz, der den Stadtpark auf der anderen Strassenseite erweitert, womit ein Mehrwert für die Umgebung und die Stadt entstanden ist. Der Baloise Park stellt auch ein wichtiges Bekenntnis der Baloise Gruppe zu Basel als Stadt und Wirtschaftsstandort dar.

Wie wird der Baloise Park genutzt?
Dieter Kräuchi: Der Neubau mit dem Namen Baloise Park Süd ist der neue Konzernhauptsitz der Baloise. Er umfasst auf 12’000 Quadratmetern neben Büroräumen auch das Kunstforum im Erdgeschoss, wo Teile der Baloise-Kunstsammlung präsentiert werden. Neben dem Baloise Park Süd besteht das Ensemble aus drei weiteren Gebäuden:
dem Baloise Park Ost, wo sich das Ausbildungszentrum der Baloise, weitere Büroflächen und ein Fitnesscenter befindet, dem 89 Meter hohen Hochhaus Baloise Park West, mit dem 4-Sterne-Superior-Hotel Mövenpick und 264 Hotelzimmern, und wo die obersten sieben
der insgesamt 24 Etagen als Büroflächen genutzt werden. Insgesamt sind somit im Baloise Park rund 1 300 Büroarbeitsplätze entstanden, wovon die Baloise selbst rund 700 belegt. Die weiteren 600 Büroarbeitsplätze werden vermietet. Zurzeit sind wir in der Schlussphase
der Erstvermietung.

Die Baloise beteiligt sich an städtebaulichen Arealentwicklungen wie dem Basler Klybeck-Areal – können Sie dieses Projekt kurz beschreiben?
Dieter Kräuchi: Die Baloise ist mit über 28 Prozent grösster Teil eines Investorenzusammenschlusses, welcher 2019 über die Gesellschaft Rhystadt AG von der Novartis Pharma AG ein Entwicklungsareal von rund 160’000 Quadratmetern im Klybeck-Quartier in Basel erworben hat. Hier soll in den nächsten Jahren ein attraktiver urbaner
Raum für Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Kultur entstehen. Mit diesem langfristig angelegten Projekt – wir gehen von einem Zeithorizont von rund 20 Jahren aus – soll aufgrund der Planungsvereinbarung «klybeckplus» mit dem Kanton Basel-Stadt zur Entwicklung des Klybeck-Areals ein neues, gut durchmischtes modernes Stadtquartier für 15’000 Bewohner entstehen, welches den Ansprüchen nach Nachhaltigkeit entspricht, aber auch die Bedürfnisse von KMU erfüllt. Wir halten dieses Projekt für wegweisend und für eine grosse Chance für Basel sowie die Wirtschaft und freuen uns, als Investor dabei zu sein.

Der Gesundheitsimmobilienmarkt ist ein weiterer Bereich, in den die Baloise investiert – was sind die Beweggründe dafür?
Dieter Kräuchi: Mit dem Schritt in den Gesundheitsimmobilienmarkt wollen wir unser Immobilienportfolio in der Schweiz diversifizieren. Grundlagen für diesen Entscheid sind das bis 2035 erwartete Wachstum des Schweizer Gesundheitswesens um jährlich zwei Prozent
aufgrund der wachsenden Bevölkerung und der Alterung. Die demografische Entwicklung wird nach unserer Einschätzung einen Anstieg bei ambulanten Leistungen, in der Alterspflege sowie in der Rehabilitation zur Folge haben. Dies führt zu einem erhöhten Bedarf an Gesundheitsimmobilien in der Schweiz und damit zu einem hohen Investitionsbedarf bei Spitälern und Pflegeheimen. Ebenso grosses Potenzial sehen wir übrigens in weiteren Branchen, wie zum Beispiel im Technologie- oder Logistikbereich, wo sich für Immobilienanleger interessante Perspektiven eröffnen.

Apropos Gesundheit – hat die Baloise den Versicherungskunden und den Mietern von Baloise-Immobilienobjekten bei Corona-bedingten Zahlungsengpässen helfen können?
Matthias Henny: Schon bei der ersten Welle haben wir eine Taskforce gebildet, um Kunden und Mietern entgegenzukommen. Dabei haben wir über 800 Gesuche behandelt und unbürokratisch insgesamt über drei Millionen Franken an Mietzinszahlungen erlassen oder Zahlungsfristverlängerungen gewährt. Dabei haben wir schnell, unkompliziert und pragmatisch reagiert, was von den Kunden und Mietern sehr geschätzt worden ist.

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