Führungskräfte lassen sich beraten

von Elena Seidel, Pflegewissenschafterin MScN

Ein grosses Problem für die Genesung von psychisch kranken Menschen ist oft die teilweise ungenügende Vernetzung wichtiger Player im Gesundheitswesen: Versicherte wie Patienten oder Unternehmen; Ärzte, Kliniken und andere Leistungserbringer sowie die IV, Krankentaggeld- und andere Versicherer. Bei psychischen Problemen in der Arbeitswelt ist diese mangelnde Vernetzung besonders auffällig: IV-Stellen oder Case-Manager der Krankentaggeldversicherer sind selten in Krankheitsfälle involviert, selbst bei längeren Krankschreibungen. Führungskräfte warten oft viel zu lange, bis sie Hilfe holen und versuchen, die Probleme im engsten Kreis anzugehen.

Spezielle Beratung und Therapien
Auch der behandelnde Psychiater ist häufig nicht in die Schwierigkeiten psychisch Kranker am Arbeitsplatz einbezogen, obwohl er als entscheidende Hilfe erlebt wird, wenn er denn involviert ist. Die Unterstützung bei der beruflichen Integration und die Förderung des sozialen Wohlbefindens sind wichtige Anliegen der psychiatrischen Rehabilitation und bedeutend für die Genesung von Betroffenen. Diesem Ziel verpflichtet ist eine Kooperation der Psychiatrie Baselland und der Gesundheitsorganisation SWICA. Die beiden Unternehmen bieten seit April 2017 eine Arbeitgeberberatung an. Fachpersonen der Psychiatrie Baselland beraten Führungskräfte im Umgang mit psychisch auffälligen Mitarbeitenden. Gleichzeitig baut das Zentrum für spezifische Psychotherapien und Psychosomatik eine arbeitspsychiatrische Diagnostik mit entsprechenden Therapien auf, damit Betroffene noch gezielter behandelt werden können (siehe GESCHÄFTSFÜHRER Frühling 2017).

Schon heute engagiert sich die Psychiatrie Baselland in der Arbeitsrehabilitation, um psychisch belastete Menschen in der Arbeitswelt zu behalten oder sie wieder zu integrieren. Die Institution stellt dazu Arbeitsplätze zur Verfügung, um psychisch Kranke unter geschützten Bedingungen und für ein minimales Taschengeld auf den ersten Arbeitsmarkt und dessen Anforderungen vorzubereiten. Gleichzeitig vermittelt die Psychiatrie Baselland Arbeitsplätze in Unternehmen der freien Wirtschaft.

Je früher, desto besser
Die Kooperation von SWICA und Psychiatrie Baselland bezweckt, im ersten Arbeitsmarkt beschäftigte Menschen gar nicht erst aus diesem ausscheiden zu lassen. Je früher die Arbeitgeberberatung genutzt wird, desto besser. Leistungsprobleme, Verhaltensauffälligkeiten, Unzuverlässigkeit oder Konflikte können bereits Zeichen psychischer Probleme sein. Bis jedoch eine gesicherte psychiatrische Problematik festgestellt wird, kann es schon zu spät für eine wirksame Hilfe sein. Die Arbeitgeberberatung kann genutzt werden unter Telefon 061 553 56 56 oder Mail arbeitgeberberatung@pbl.ch

Interprofessionelle Kompetenz
Führungskräfte, Personalverantwortliche oder andere Verantwortungsträger im Unternehmen können sich durch den Austausch mit den Fachleuten der Psychiatrie Baselland entlasten. Die Arbeitgeberberatung wird durch ein interprofessionelles Team aus Ärzten, Pflegefachpersonen, Psychologen und Sozialarbeitern angeboten. Unabhängig ihrer Berufszugehörigkeit weisen sich die Mitglieder des Beratungsteams über ausgewiesene psychiatrische Fachkompetenz und über einen grossen Erfahrungshintergrund aus; das heisst über Kompetenz in genesungsrelevanten, sozialpsychiatrischen und arbeitsbezogenen Fragen und durch Beratungskompetenz. Die Ergebnisse von ärztlichen, pflegerischen und psychologischen Interventionen sind bei entsprechender Qualifizierung vergleichbar.

www.pbl.ch