Körperliche Aktivität – das Tor zu mehr Lebensqualität

INTERVIEW MIT STEVE BEUTLER VON GABRIELA RÖTHLISBERGER

Bewegung regt zahlreiche Vorgänge und Funktionen im Körper an: Sie hat eine positive Wirkung auf den Bewegungsapparat und das Herz-Kreislauf-System, der Stoffwechsel wird angekurbelt, das Abwehrsystem auf Trab und die Hormone in Balance gebracht. Zudem wird das Nervensystem gestärkt und die Gehirnfunktion verbessert, was letztendlich unserer Psyche zugutekommt.

Steve Beutler, Leiter Sportamt Basel-Stadt
Steve Beutler, Leiter Sportamt Basel-Stadt

Gemäss wissenschaftlichen Untersuchungen besteht ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem Mass an Bewegung und der psychischen Gesundheit. Ergo haben Menschen, die regelmässig körperlich aktiv sind, im Durchschnitt weniger mit Depressionen und Angststörungen zu kämpfen. Ein körperlich verbesserter Fitnesszustand hebt das Selbstwertgefühl, steigert das Selbstbewusstsein und generiert eine höhere Schlafqualität – unabhängig von Geschlecht und Alter.

GESCHÄFTSFÜHRER*IN BASEL: Herr Beutler, Sie
sind der Leiter des Sportamts Basel-Stadt, einer Abteilung mit 200 Mitarbeitenden des Erziehungsdepartements Basel-Stadt. Wie lange sind Sie bereits in dieser Position tätig und welche Stationen haben Sie auf Ihrem Karriere­weg durchlaufen?

Steve Beutler: Im September 2018 durfte ich die Stelle als Leiter des Sportamts Basel-Stadt antreten. Nach den beiden abgeschlossenen Studien in Sport und Betriebswirtschaft an der Universität Basel war ich zuerst beim Bundesamt für Sport in der Fachstelle Sportanlagen tätig. Danach wechselte ich als Leiter Personal und Controlling zur Gemeinde Reinach. Die öffentliche Hand als Arbeitgeberin zieht sich also durch mein Leben – ich schätze die Arbeit und die damit verbundene Wirkung für die Bevölkerung.

Wie gross ist Ihre Passion für das Thema Sport? Oder anders gefragt: Welche Werte verknüpfen Sie damit?

Der Sport war schon immer ein wichtiger Pfeiler in meinem Leben – und das ist heute natürlich noch deutlicher der Fall. Der Sport verbindet Menschen über alle Gesellschaftsschichten und Kulturen. Er ermöglicht Selbsterfahrungen auf ganz unterschiedliche Art und Weise – sei es die Freude am Spiel, Grenzerfahrungen beim Ausdauersport oder die Zufriedenheit, wenn ein neuer Bewegungsablauf zum ersten Mal gelingt. Natürlich sind Bewegung und Sport auch Grundvoraussetzung für einen gesunden Lebensstil.

Die Sport- und Bewegungsförderung für Menschen jedes Alters scheint die Kernaufgabe des Sportamts zu sein – liege ich da richtig?

Das ist richtig – Sport und Bewegung sind in jedem Alter essenziell für die persönliche Entwicklung. Gerade im Vorschulalter werden die motorischen Grundlagen für das weitere Leben gelegt – eine ganz wichtige Phase. Aber auch in höherem Alter hat Bewegung und Training weiterhin positive Einflüsse auf die Physis und das Wohlbefinden. Das dokumentiert uns auch die aktuelle Forschung.

Wie komplex ist das Betätigungsfeld, das von Ihnen und Ihrem Team tagtäglich gestemmt wird?

Sport- und Bewegungsförderung ist so vielfältig wie die Gesellschaft selber. Eine Nachwuchsathletin im Beach­volley­ball hat ganz andere Bedürfnisse als ein Familienvater, der mit seinen Kindern Eislaufen möchte. Es ist darum wichtig, ein breites Angebot an Infrastrukturen und Bewegungsmöglichkeiten zu schaffen. Diese Bandbreite ist sehr spannend, gleichzeitig aber auch herausfordernd – und manchmal müssen eben Kompromisse gefunden werden. Jeder Wunsch lässt sich nicht umsetzen, auch wenn wir das gerne tun würden.

Wie bewegungsfreudig ist die Basler Bevölkerung, verglichen mit anderen Schweizer Städten, aufgestellt?

Im Rahmen unserer Ende 2022 veröffentlichten Konzepte haben wir ebenfalls eine Bevölkerungsbefragung durchgeführt. In Bezug auf die Häufigkeit des Sporttreibens zeigt sich, dass 85 Prozent der Bevölkerung von Basel-Stadt ein- oder mehrmals in der Woche Sport treiben, ein im Vergleich zur Gesamtschweiz sehr hoher Wert. Das freut uns natürlich. Gleichzeitig ist es wichtig, gerade die eher inaktive Bevölkerung mit attraktiven Angeboten anzusprechen und ihnen die Freude an Bewegung und Sport zu vermitteln.


Das Sportamt Basel-Stadt ist für den Betrieb und Unterhalt der kantonalen Sportanlagen zuständig. Können Sie mir die wichtigsten Punkte des Sportanlagenkonzepts näher beschreiben?

Das Sportanlagenkonzept wurde gleichzeitig mit dem Aktionsplan Sport- und Bewegungsförderung entwickelt und bezieht sich auf die klassischen Sportanlagen. In den Hauptkategorien Sportaussenanlagen, Sporthallen, Bäder, Eissport-, Tennis- und Trendsportanlagen wird der heutige Bestand dem Bedürfnis gegenübergestellt. Daraus resultieren verschiedenen Massnahmen, um das Delta zwischen Bestand und Bedürfnis bestmöglich zu verkleinern. Das können auch organisatorische Massnahmen sein.

Gibt es momentan ein bestimmtes Projekt, welches Ihnen am Herzen liegt oder Sie im positiven Sinn auf Trab hält?

Viele Projekte sind wichtig und damit auch eine Herzenssache. Bezogen auf die Infrastruktur ist das Hallenbad von grosser Bedeutung, genauso wie die Sanierung der Kunsteisbahn Margarethen respektive der Bau einer zusätzlichen Eishalle. Des Weiteren prüfen wir die Realisierbarkeit einer neuen Publikumssporthalle. Im städtischen Kontext ist es eine Herausforderung, solche Projekte umzusetzen. Der freie Raum ist beschränkt und wird von verschiedenen Ansprüchen belegt. Mit den Konzepten wollen wir die Grundlage schaffen, warum der Sport seine Präsenz haben soll und muss.

Stehen in nächster Zeit sportliche Grossanlässe in Basel an, mit deren Organisation das Sportamt involviert ist?

Im nächsten Jahr stehen die Fecht-Europameisterschaft sowie die Europameisterschaft im Handball der Frauen auf der Agenda – also zwei spannende Anlässe von internationalem Format. Hier stehen wir mit den Organisatoren in einem regelmässigen Austausch. 2025 folgt dann die UEFA Women’s EURO – nach der EURO 2008 und dem Finalspiel der Europa-­League 2016 ein weiterer Fussballgrossanlass, der in Basel stattfinden wird. Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Wir möchten diesen Anlass nutzen, um für die Sport- und Bewegungsförderung neue Impulse zu setzen. Dies soll vor allem mit dem Fokus auf den Mädchen- und Frauensport passieren.


Das bringt mich zu der Frage, wie es in Basel mit der gezielten Förderung von Mädchen- und Frauensport aussieht und ob aktuell diesbezüglich genügend bedürfnisorientierte Sportangebote vorhanden sind?

Es gibt bereits heute Angebote, die sich spezifisch auf Mädchen und Frauen ausrichten. Ich denke da beispielsweise an das Girls Football Project des Fussballverbands Nordwestschweiz, welches niederschwellige Fussballtrainings für Mädchen ermöglicht. Wir möchten aber im Rahmen der EURO zusätzliche Impulse geben, neue Projekte kreieren oder bestehende Angebote optimieren. Es ist unser Ziel, hier ebenso mit den Vereinen und Verbänden eng zusammenzuarbeiten.

Welche sportlichen Zukunftsperspektiven wünschen Sie sich für die Basler Bevölkerung?

Freude an der Bewegung beziehungsweise am bewegten Kennenlernen unserer tollen Stadt. Es gibt bereits viele Möglichkeiten für Jung bis Alt, um sich alleine, in Gruppen oder Teams sportlich zu bewegen. Ich wünsche mir, dass für jede Baslerin und jeden Basler etwas Passendes dabei ist. Weiter hoffe ich natürlich, dass unsere Topteams sowie Spitzen­athletinnen und Spitzenathleten ihre Leistungen abrufen und die Bevölkerung mit fantastischen Ergebnissen begeistern können. Also ein Hand-in-Hand-Gehen von Breiten- und Spitzensport. 

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