Kommt jetzt die Immobilienkrise?

von Patrick Kim

Die Zinsen steigen, die Inflation hebt ab, alles wird teurer und es besteht wirtschaftlich eine grosse Unsicherheit, wie es weitergeht.

1990 habe ich mich im Immobilienbereich selbstständig gemacht und erlebte die grosse Immobilienkrise der 90er-Jahre. Die Hypothekarzinsen sind dazumal teilweise auf über acht Prozent gestiegen, die Inflation bewegte sich bis fast auf sechs Prozent und die Immobilienpreise stürzten ab. In gewissen Gebieten betrug die Preisreduktion bei Immobilien bis zu 40 Prozent und löste enorme Unsicherheit aus.

Und heute? Die Zinsen steigen, die Inflation ebenfalls – und die Immobilienpreise? Eine Nachfrage auf der Plattform realmatch360.ch, eine Dienstleistung, bei der die Suchwünsche von Internet-Plattformen ausgewertet werden, zeigt, dass die aktuellen Suchwünsche in der Region Basel-Stadt, Baselbiet, Laufental und Fricktal weiterhin hoch sind. Für Häuser bestehen rund 2455 und für Wohnungen rund 2367 Suchwünsche in diesen Regionen. Das aktuelle Angebot dagegen ist viel tiefer. So sind aktuell in diesen Regionen auf dem Immobilienportal newhome.ch total circa 263 Häuser und circa 288 Wohnungen zum Verkauf ausgeschrieben.

Aufgrund dieser und anderer Zahlen ist ersichtlich, dass die Nachfrage weiterhin gross und das aktuelle Angebot eher bescheiden ist.1 Dies dürfte dazu führen, dass sich das Preisniveau weiterhin auf einem relativ hohen Level bewegen wird. Vermutlich ist aber die Zeit der grossen Preissteigerungen vorbei, sehen wir doch, dass je länger je mehr viele potenzielle Käufer aufgrund des heutigen Preisniveaus vom Kauf eines Eigenheimes ausgeschlossen sind. Dies schränkt leider den Kreis der Käufer ein, die sich eine Immobilie überhaupt noch leisten können. Eine junge Familie mit durchschnittlichem Verdienst kann sich heutzutage eine Immobilie nur leisten, wenn die Eltern diese finanziell mitunterstützen – via Erbvorbezug, Erbschaft oder Darlehen.

Soll man in dieser bewegten Zeit überhaupt noch Eigentum kaufen? Langfristig gesehen ist Wohneigentum immer ein Gewinn gewesen. Es gibt Sicherheit und vor allem Unabhängigkeit, da man in seinen eigenen vier Wänden tun und lassen kann, was man will.

Und wie sieht es aus, wenn man sich mit dem Gedanken trägt, sein Haus oder seine Wohnung zu verkaufen? Wie bereits geschrieben, bin ich der Meinung, dass die Zeit der grossen Preissteigerungen vorbei ist und eher damit zu rechnen ist, dass in naher Zukunft nicht mehr jeder Preis bezahlt wird. Aufgrund der steigenden Zinsen und der wirtschaftlichen Unsicherheit ist auch eher damit zu rechnen, dass sich einige potenzielle Käufer keine Immobilie mehr leisten können oder wollen. Somit sieht es im Moment danach aus, dass man zum jetzigen Zeitpunkt noch den optimalen Preis für eine zu verkaufende Immobilie erzielen dürfte.

Anmerkung

  • Eigentumswohnungen sind in der Schweiz über die letzten zwölf Monate um 4.9 Prozent und Einfamilienhäuser um 4.7 Prozent teurer geworden, wie Auswertungen von FPRE zeigen. Dabei konnten über alle Regionen der Schweiz hinweg steigende Preise beobachtet werden. Eigentumswohnungen des mittleren Segments verzeichneten über diesen Zeitraum in den Regionen Zürich (+6.9 Prozent) sowie Genfersee und Basel (beide je +6.4 Prozent) den stärksten Anstieg. Am geringsten war die Zunahme in den Regionen Südschweiz (+0.7 Prozent) und Mittelland (+3.7 Prozent). Die Marktwerte von Mehrfamilienhäusern sowie Büroimmobilien in der Schweiz sind über die letzten vier Quartale um 8.2 Prozent beziehungsweise um 9.7 Prozent angestiegen.