Zukunft hat Herkunft

Interview mit Urs Grütter und Jürg Frefel

Urs Grütter, Eigentümer und Verwaltungsratspräsident der Stöcklin Logistik AG (rechts), und dem neuen Group CEO Jürg Frefel (links

Die Stöcklin Logistik AG feiert dieses Jahr ihr 90-jähriges Bestehen. 1995 übernahm Urs Grütter das Unternehmen und baute dieses erfolgreich zu einem internationalen Intralogistik-Systemanbieter mit Hauptsitz in Laufen BL aus. Am 1. Januar 2024 hat Jürg Frefel das operative Geschäft übernommen und Urs Grütter steht weiterhin seiner Firma als VRP aktiv zur Seite.

GESCHÄFTSFÜHRER*IN BASEL: Herr Grütter, was war Ihr Erfolgskonzept für die zielorientierte Ausrichtung von Stöcklin zum internationalen Systemanbieter?
Urs Grütter: Als ich im Januar 1995 bei der Stöcklin Logistik AG eingestiegen bin, war Stöcklin weitgehend ein Mechaniklieferant und hatte ein Joint Venture mit einem schweizerischen Systemanbieter. Kurz darauf übernahm dieser einen Geräte- und Fördererhersteller und beendete kurzfristig die enge Zusammenarbeit. So brachen innerhalb von wenigen Wochen etwa 40 Prozent des Umsatzes weg und Stöcklin hatte keinen Zugriff mehr auf die internationalen Märkte. Dies war der Startpunkt für die Neuausrichtung. Wir bauten unsere Steuerungsabteilung aus, um eigene Steuerungskonzepte und Geräte für den Kleinteilelager-Markt anzubieten. Durch den Kauf von Logistikunternehmen in Deutschland und Tschechien sowie die Eröffnung von Niederlassungen in Mexiko und Brasilien erlangten wir wieder internationale Präsenz.

Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum internationalen Systemanbieter mit eigener Systemsoftware war der Kauf des Softwaresystemhauses Retis in Jona. Ferner kamen die
Neuentwicklung eigener automatisierter Lagertechnologien wie der BOXER für Kleinteilelager, das vollautomatisierte Palettenlagersystem MASTER sowie das Kleinteilelager Shuttle FSP, das uns den erfolgreichen Einstieg in Hochleistungsshuttlesysteme ermöglichte, hinzu. So realisieren wir Grossprojekte als kompletter Generalunternehmer, zum Beispiel für Competec, das Logistikhaus von Brack.ch, die Bell AG und für international tätige Unternehmen wie Quinn Glas, Lego, Bayer und viele mehr.

Herr Grütter, 2020 ist Ihr komplettes Unternehmen in den neu konzipierten Standort nach Laufen umgezogen. Warum?
Urs Grütter: Um Stöcklin weiter nachhaltig zukunftssicher zu gestalten und die Digitalisierung voranzutreiben, haben wir in eine innovative Infrastruktur investiert. Wir denken an die Generation von morgen und sehen es aber auch als klares Signal für die Mitarbeitenden und gemäss unserer Vision, in Zukunft weiter wachsen zu wollen. Wachsen können wir nur, wenn wir Raum für Innovationen haben und das heisst für mich eben auch eine andere Art der Zusammenarbeit, zum Beispiel in offenen Grossraumbüros sowie alle unsere Kernkompetenzen unter einem Dach: nachhaltig und innovativ, inklusiv modernsten Maschinenparks.

Das ist auch die Basis, die Jürg Frefel jetzt übernimmt, um Stöcklin weiter voranzutreiben und den Übergang für die neue Generation zu fördern. Er begann seine Tätigkeit als Verwaltungsrat direkt nach unserem Umzug in der ersten Sitzung im neuen Technologiezentrum und hat uns seitdem engagiert in seiner Funktion als Verwaltungsrat bis Ende letzten Jahres begleitet.

Herr Frefel, was ist Ihre Motivation, nach drei Jahren Verwaltungsrat nun aktiv als Group CEO bei Stöcklin mitzugestalten?
Jürg Frefel: Persönlich ist es ist für mich spannend, den nächsten Schritt auf meinem Lebensweg zu gehen und wieder etwas Neues zu machen – jetzt in einem Technologieunternehmen mit Blick auf den Anwender. Meine bisherigen Berufserfahrungen unterstützen mich in diesem Prozess. Der Grundstein für diese neue Herausforderung legte sicher meine dreijährige Erfahrung als VR der Stöcklin Logistik AG sowie meine Tätigkeit bei der Migros (2003 bis 2008 und 2014 bis 2023). Aus der Zeit beim börsenkotierten Unternehmen Antalis International (2009 bis 2014) mit intensivem Kosten- und Transformationsfokus bringe ich einiges an Kostenoptimierung mit. Meine Erfahrungen als Verwaltungsrat in Familienunternehmen (Zibatra Logistik, Kuratle Group und Dreier Logistik AG) haben in mir den Wunsch, mich als CEO in einem Familienunternehmen weiterzuentwickeln, so richtig geweckt.

Was hat Sie speziell an Stöcklin fasziniert?
Jürg Frefel: Es ist ein spannendes Familienunternehmen mit interessierten Mitarbeitenden, Spezialisten und lösungsorientierten Ingenieuren, mit denen man auf einem hohen Level intelligente Lösungen entwickeln kann. Zudem ist hier im Technologiecenter in Laufen alles unter einem Dach: von der Planung, Produktion und Steuerung inklusive eigener Software bis zu unseren Long-Life-Services, und dies mit End-to-End-Solutions. Das ist für mich der Schlüssel: Wir haben hier die besten Voraussetzungen, um erfolgreich zu sein, und ein hohes Mass an Gestaltungsfreiheit.

Ausserdem ist Urs Grütter als Verwaltungspräsident an meiner Seite. Vor ihm habe ich eine hohe Achtung, sowohl menschlich als auch, was er beruflich und privat erreicht hat. Sein Commitment und seine Hingabe für das Unternehmen sind an allen Fronten zu erkennen. Ich bin dankbar, mit ihm gemeinsam die Zukunft von Stöcklin gestalten zu können und
auch von ihm zu lernen. Denn Zukunft hat immer Herkunft. Jetzt steht bei uns die nächste Generation bereit und die DNA muss zukunftssicher übergeben werden. Dabei muss sichergestellt werden, dass neue Kulturräume für eine Belegschaft von morgen geschaffen werden und dass die Begeisterung für das Unternehmen weiterwächst. Nur so können wir gute Fachkräfte gewinnen und langfristiges Know-how aufbauen.

Bei einer verantwortungsvollen Übergabe an die neue Generation steht für uns natürlich die gelebte Nachhaltigkeit mit auf der Agenda. Diese ist mir auch persönlich sehr wichtig, nicht nur als CEO und Naturwissenschaftler, sondern auch als Familienvater. Bei Stöcklin habe ich direkt vor Ort die Möglichkeit, durch nachhaltige Produktentwicklung, eine ressourcenschonende Produktion, eine nachhaltige Gebäudeinfrastruktur und ein konsequentes internes Nachhaltigkeitsmanagement an einer Reduzierung unseres CO2-
Fussabdrucks mitzuarbeiten.

Herr Frefel, was ist Ihre Vision? Was wollen Sie bewegen?
Jürg Frefel: Wichtig ist, dass sich das Unternehmen weiter so gut entwickelt wie in der Vergangenheit. Stöcklin ist stetig gewachsen und das werde ich fortsetzen. Ganz konkret wollen wir durch mehr Umsatz und Profitabilität weiterwachsen.

Meine Vision ist es, in die Champions League der Intralogistik aufzusteigen. Ich glaube daran, dass wir dies als internationaler Logistiksystemanbieter mit hochkomplexen End-toEnd-Solutions und der Intelligenz unserer Lösungen erreichen werden.

Herr Grütter, was ist Ihre Vision für die Zukunft?
Urs Grütter: Ich bleibe als Verwaltungsratspräsident aktiv im Unternehmen. Zudem bin ich Vizepräsident im Aufsichtsrat eines grossen Energieverteilers und Vizepräsident der Handelskammer Basel. Ich möchte jetzt wirklich mehr gemeinsame Zeit mit meiner Frau und meiner Familie, vor allem auch mit meinen zwei Enkelinnen und zwei Enkeln verbringen.

Gibt es ein Motto, das Sie antreibt, Herr Grütter?
Urs Grütter: Hartnäckig dranbleiben ist für mich eine Lebenseinstellung. Ich gebe nicht auf. Man kann hinfallen, muss aber wieder aufstehen. Wenn ich auf die 29 Jahre zurückblicke, gab es zwischendurch hin und wieder Tiefs, dann muss man sich wieder neu formieren und weiter vorangehen.

Was treibt Sie an, Herr Frefel?
Jürg Frefel: Ich erlebe eine Lernreise. Am Ende meines Lebens schaue ich zurück und möchte mit Stolz auf meinen spannenden Weg zurückblicken können. Stöcklin wird ein
wesentlicher Teil davon sein.

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