«Wir hatten starke Partner an unserer Seite»

Das soho Basel musste in der Pandemie immer wieder umdenken und neue Beschlüsse der Behörden umsetzen. Die Gastronomiebranche war besonders gefordert. Wie der Bar- und Clubbetrieb insgesamt durch die Pandemie gekommen ist und wie das soho die Unterstützung der Behörden erlebt hat – GESCHÄFTSFÜHRER*IN BASEL hat bei den Inhabern Arton Krasniqi und Laura Herbella nachgefragt.

GESCHÄFTSFÜHRER*IN BASEL: Mit welchen Emotionen blicken Sie auf die letzten zwei Jahre zurück?
Arton Krasniqi: Mit gemischten Gefühlen. Natürlich haben Einschränkungen bei den Öffnungszeiten, temporäre Schliessungen und Home Office auch uns stark zugesetzt, hinzu kamen das Ausbleiben internationaler Touristen in Basel, abgesagte Events und Messen. Auch die Befürchtung vieler Personen, sich in Restaurants oder Clubs mit dem Virus anzustecken, hat die Nachfrage nach unseren Dienstleistungen eingeschränkt. Auf der anderen Seite war da die Loyalität der Mitarbeitenden zu spüren: Viele von ihnen sind seit Jahren in unserem Betrieb tätig – wir konnten immer auf ihre Einsatzbereitschaft zählen. Das Team ist diesen beschwerlichen Weg mit uns gegangen – dies erfüllt uns mit Dankbarkeit. Aber die Pandemie hat die Personalsituation in der Gastro- und Barszene noch mehr zugespitzt. Viele haben während der Pandemie die Branche gewechselt. Dadurch entstanden Lücken, die sich nicht so leicht schliessen lassen, zumal die personelle Situation schon 2019 angespannt war. Wo lagen die grössten Herausforderungen? Am schwierigsten war nicht die Zeit, als beschlossen wurde, dass wir temporär schliessen müssen. Da hatte man Gewissheit und keine andere Option. Eine echte Challenge war die Zeit, als ein Beschluss den anderen jagte und wir täglich mit neuen Verordnungen konfrontiert wurden. Als die Zahlen in den Virentickern Tag für Tag stiegen, riefen erst Mediziner, dann auch Politiker dazu auf, persönliche Kontakte einzuschränken. Da mussten wir immer wieder umdisponieren und umplanen. In diesen Wochen waren wir im engen Austausch mit unseren Mitbewerbern und gastronomischen Freunden. Wir haben uns auch in der gegründeten Taskforce «Nachkultur» engagiert. Meine Partnerin und Mitinhaberin Laura Herbella vertritt in diesem Verbund unsere Interessen und tauscht sich mit anderen Schnittstellen aus Kultur und Nachtleben aus. Unser Treuhänder, die Berest AG, hat uns durchgängig gut beraten und stand uns als Partner mit Rat und Tat zur Seite. Auch das war wichtig für das soho, um gut aufgestellt durch die Krise zu kommen.

Wie haben Sie den Austausch mit den zuständigen Behörden erlebt? Gab es genug Unterstützung?
Laura Herbella: Tatsächlich haben wir die staatliche Unterstützung für Gastronom*innen im Kanton Basel-Stadt als hilfreich wahrgenommen, es wurde klar und transparent kommuniziert. Alle zugesicherten Hilfen kamen schnell und alles wurde relativ unbürokratisch abgewickelt. Wir denken, dass dieser Support für einen Grossteil der Branche die einzige Möglichkeit war, um diese schwere Zeit zu überleben und die Existenz zu sichern. Dank dieser Corona-Hilfen konnten wir auch unsere Belegschaft halten und mussten niemanden entlassen.

Gab es auch Ideen, die Sie nicht umsetzen konnten?
Wir haben täglich an neuen Lösungsansätzen gefeilt, einige wieder verworfen, andere haben wir umgesetzt. Wir haben zum Beispiel darüber nachgedacht, Bartender-Kurse oder Cocktail-Schulungen online anzubieten. Alles in allem war es ein wertvoller Lernprozess und hat kreative Prozesse eingeleitet. Aber wir konnten ja nicht einfach alles umsetzen, was wir diskutiert haben, sondern waren an gesetzliche Vorgaben gebunden. Ausserdem war es auch immer eine Kosten-Nutzen-Frage. Was wir sicher als einer der ersten Gastronomiebetriebe lanciert haben, war eine eigene Corona-Teststation. Mit Unterstützung der Dreirosen Apotheke haben wir es unseren Gästen dadurch ermöglicht, sich direkt vor Ort und unkompliziert testen zu lassen.

Sie verfügen über einen grossen Aussenbereich. Konnten Sie ihn während der Pandemie noch effizienter nutzen?
Der Regierungsrat hatte ja tatsächlich für gewisse Betriebe eine Vergrösserung der Aussenfläche genehmigt. Da die Steinenvorstadt von dieser Regelung ausgenommen war, konnten wir folglich nicht von diesem Beschluss profitieren. Wir hatten aber das Glück, dass unsere Terrasse meistens gut besucht war. Als dann die Bilder durch die Medien gingen, die eine volle Steinenvorstadt zeigten, war das auch für uns schwierig. Wir distanzierten uns klar von diesen Menschenansammlungen und nahmen auch sofort Stellung, denn wir haben als soho unseren Beitrag geleistet, um die geforderten Schutzmassnahmen einzuhalten.

Sie haben schon vor Jahren auf cash-free umgestellt und Kritik geerntet. Wie sieht es heute aus?
Arton Krasniqi: «Nur Bares ist Wahres» hiess es früher. Besonders in der Corona-Krise hiess es immer wieder «Geld ist schmutzig». Wenn man so wenig wie möglich anfassen soll, gilt das natürlich umso mehr für Bargeld, welches übrigens schon vor der Corona-Krise als Virenfänger verpönt war. Von daher hatte sich die Umstellung für uns gelohnt und es standen handfeste Überlegungen dahinter. Zu Beginn haben wir allerdings viel Unverständnis geerntet – und sogar einige Stammgäste verloren. Auch negative Kritik auf Social-Media-Plattformen und in den Medien blieb nicht aus. Im Nachhinein ist man immer schlauer und wir können mit voller Überzeugung sagen, dass es der richtige Schritt war.

Wie viel an Mehrinvestitionen hat Sie die Pandemie gekostet?
Schon früh in der Pandemie haben wir uns dazu entschlossen, konsequente Einlasskontrollen durchzuführen, um die vom Kanton geforderten Massnahmen wie 3G, 2G und 2G plus einzuhalten. Wichtig war uns dabei auch, den soho-Gästen Sicherheit zu geben, wenn sie zu uns kommen. Dadurch haben sich unsere Kosten für Sicherheitsmitarbeiter natürlich deutlich erhöht. Dennoch waren diese Ausgaben nie ein Thema für uns – die Gesundheit und Unversehrtheit der Gäste und der Belegschaft stand immer an erster Stelle. Dafür waren wir bereit, den notwendigen Mehrbetrag zu investieren.

Entstanden auch neue Chancen, neue Konzepte?
Laura Herbella: Neue Konzepte entstehen ja nicht aus der Not heraus, sondern aus einem kreativen Prozess und dem Drang, etwas Neues zu erschaffen. Tatsächlich haben wir die letzten zwei Jahre für eine Standortbestimmung genutzt und über neue Projekte nachgedacht. Wir glaubten ja immer an die Steinenvorstadt, seit der Eröffnung des soho 2016 sind wir überzeugt, dass dies eine beliebte Ausgangsmeile für Basel ist – und dass sie noch viel Potenzial hat. Konkurrenz ist wichtig und belebt das Geschäft, ausserdem empfinden wir es als kollegiales Miteinander unter den Nachbarn. Deshalb wollen wir uns hier weiter festigen – und werden demnächst ein neues Projekt präsentieren. So viel sei verraten: Es handelt sich um ein neuartiges Clubkonzept, wir arbeiten dafür mit internationalen Designern und Ladenbauern zusammen und werden ein spezielles Augenmerk auf das Interieur legen.

www.sohobasel.ch